© DAV Sektion Rosenheim - Christoph Schnurr

Arbeiten als Wegewart in Zeiten der Pandemie

10.11.2021

Was als einzigartige und großartige Herausforderung nach der Übernahme des Amtes für mich begonnen hatte, stellte sich für 2020 als große Herausforderung dar.

Durch die Beschränkungen und Neuorientierung der Menschen hat sich sehr schnell herauskristallisiert, dass da etwas Neues und Unvorhersehbares auf uns zu rollt. Die Massen, die sich auf in die Berge machten, weil sie nicht mehr in den Urlaub fliegen oder ins benachbarte Ausland fahren durften, ließ aufhorchen.

Abgesehen von diesen noch wachsenden Problemen, war es für mich auch noch schwierig, den Arbeitsplatz Berg zu erreichen. Durch die ständig sich veränderten gesetzlichen Einschränkungen, war es eigentlich nur gestattet, sich in einem bestimmten Radius zu bewegen. So wurde ich das eine oder andere Mal von der Polizei kontrolliert, was ich denn hier mache. Hilfe bekam ich dann durch die Geschäftsstelle, die mir eine Bestätigung bzgl. der Tätigkeit als Wegewart des DAV ausstellte und ich konnte die ersten Touren zur Begutachtung nach den Winterschäden aufnehmen.

Nach den ersten Begehungen habe ich schon die ersten geahnten Stellen ausfindig gemacht, welche zukünftig Probleme bereiten könnten und ich stand vor der nächsten Herausforderung.  Die vielen Wanderer, teilweise im Gänsemarsch und in langen Ketten unterwegs, ließen mich erst mal zurückschrecken. Viele waren in unpassender Kleidung und abseits der Wege unterwegs, was auch manchmal zu einer angeregten Diskussion führte. Die Ruhe und Gelassenheit, die ich in den Bergen so schätze und mich in der Vergangenheit in eine andere Welt eintauchen ließ, war mancherorts durch wildes und lautes Geschrei verschwunden.

Auch die enorme Zunahme, derjenigen, die mit dem Fahrrad in den Bergen unterwegs sind, stellt eine große Herausforderung dar und letztendlich ist der gesamte Ansturm an Wanderer und Radfahrer in dieser hohen Anzahl eine besondere Situation für die gesamte Bergwelt und muss beobachtet und vielleicht besser gelenkt werden.

Vor diesem Hintergrund und Ansturm hat sich zunächst meine Arbeit auf die Erneuerung der Wegemarkierungen und der Freihaltung der Wege von wildem Bewuchs beschränkt. Natürlich war immer auch ein waches Auge auf dem AV 658, der durch eine Mure stark beschädigt wurde. Immer wieder bin ich diesen Abschnitt mit besonderer Aufmerksamkeit abgegangen und habe versucht Gefahrenstellen zu beseitigen.

Im oberen Bereich unterhalb des Gipfels hat ein Blitzschlag auf dem Julius-Meyer-Weg einen Anker und eine Öse aus dem Felsen gerissen und musste in aufwendiger Arbeit repariert werden. Dazu musste eine große Bohrmaschine und schweres Material zu Fuß dorthin gebracht werden, was an manchen Stellen des Weges auf schmalen Tritten und Leitern sowie Stegen nicht ganz ungefährlich waren. Dabei musste das Material, die Maschine und der Rucksack teils mit Bandschlingen und Karabinern gesichert werden. War der Aufstieg zur Arbeitsstelle anspruchsvoll und schweißtreiben, so gestaltete sich der Abstieg mit der schweren Ausrüstung umso schwieriger, dennoch hat sich die Arbeit gelohnt und hat Spaß gemacht und trotz aller Mühen hat mich bei allen Unternehmungen oft meine Frau tatkräftig unterstützt.

Bei allen Arbeiten, die angefallen sind, stand aber eines immer im Vordergrund: Sicherheit und Wohlbefinden für alle, die die Wege benutzen.

Wie das nächste Jahr wird und was es bringt, wird uns die Zukunft zeigen und das Frühjahr wird wieder viele überraschende Veränderungen nach der Schneeschmelze freigeben.

Berghofer Christian, Wegewart Brünnstein