Sich zwei Tage lang intensiv mit dem Handwerkszeug für die Klima- und Energiebewegung auseinandersetzen? Frische Ideen dafür sammeln, wie man weitermachen kann, wenn es manchmal frustrierend ist?
Klingt nach genau dem, was ich jetzt brauche.
Also der DAV-Sektion vorgeschlagen, Koffer gepackt, und ab nach Zürich zur „Patagonia Tools Conference“, die dort vom 25.-26. Januar stattfindet.
Dass Patagonia als Vorreiter für nachhaltige Business-Strategien steht, ist nichts Neues. Aber mit dem Programm „Patagonia Action Works“ investieren sie eben auch in Bildung und Vernetzung von NGOs, die mit ihnen zwar die Ideale teilen, sonst aber nicht mit ihnen zusammenarbeiten. So wie ich.
Als Vaude-Athletin und Mitglied der Athlete Alliance von Protect Our Winters Germany e.V. engagiere ich mich schon lange für Klimaschutz. Und in diesem teils haarsträubenden Kampf gibt mir der Austausch mit Gleichgesinnten immer wieder viel Kraft.
Und den gibt es dann auch: tiefe Einblicke in die Arbeit von Initiativen wie „Save the Blue Heart of Europe“, die sich um den Schutz der letzten wilden Flüsse auf dem Balkan einsetzen, oder der Schweizer „Gletscher Initiative“, die sich dezidiert politisch zeigt, und gerade ein Klimaschutz-Gesetz auf den Weg bringt. Außerdem intensive Brainstorming-Sessions zu Fragen nach neuen Formen des Aktivismus, dem Umgang mit persönlicher Hoffnungslosigkeit und der Art und Weise von effektivem Storytelling, zum Beispiel in den Sozialen Medien. Abends rauchen die Köpfe und knurren die Mägen, da wird lecker aufgetischt und es gibt, natürlich vegan, lauter Dinge die so lecker sind, dass auch ich als Skeptikerin vollauf begeistert bin. Der erste Tag wird mit einem fantastischen Konzert besiegelt: die „Klimakapelle“, eine illustre Gruppe aus musikalisch-kreativen Rentnerinnen und Rentnern spielt auf, und es gelingt ihnen die Klimakrise mit erfrischend schwarzem Humor zu besingen.
Völlig unerwartet wird am zweiten Tag ein Konflikt zum spannendsten Thema der Konferenz: Der Umgang mit den Widersprüchen zwischen Umwelt- und Klimaschutz. Auch im DAV dürfte das noch zu einem großen Thema werden. Denn in der Satzung des DAV ist traditionell zwar der Umweltschutz verankert, der Klimaschutz hingegen (noch) nicht. Wenngleich die Klimakrise unbestritten „das“ Thema unserer Zeit ist.
Klar wollen wir alle den Planeten schützen, aber bei manchen Maßnahmen kommen sich Umwelt- und Klimaschutz massiv in die Quere. Beispielhaft sei hier der Bau von Wasserkraftwerken genannt: Der Klimaschutz will grüne Energie und ist dafür. Der Umweltschutz sieht die Zerstörung des natürlichen Lebensraums und ist dagegen.
Ein weiteres, lokal gerade im Inntal derzeit heiß diskutiertes Thema ist der Ausbau des Schienenverkehrs (#brenner-nordzulauf). Für den Klimaschutz ist das „einfach logisch“, der Umweltschutz sieht die verlorengehenden Naturräume.
Selbstverständlich nenne ich hier nur Stichpunkte, die der Komplexität des Themas kaum gerecht werden können. Aber es steht fest, dass es nun gilt Wege zu finden, die auf möglichst umweltschonende Weise Klimaschutzmaßnahmen ermöglichen. Und das ist oft schwierig und langwierig, was in Anbetracht der gebotenen Eile wirklich nervenaufreibend sein kann.
Auf der Konferenz bleibt es also bis zuletzt spannend und teils geht es recht heiß her in den Diskussionen. Aber es ist eben auch anregend und inspirierend.
Ich stelle mich jetzt auf mehr rauchende-Kopf-Zeit ein, und ehrlich gesagt, freue ich mich darauf. Denn Aktivität ist für mich die beste Medizin gegen Hoffnungslosigkeit.
Ana Zirner - www.anasways.com