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Hochtour Großvenediger

Am 24.06. fuhren wir, Andreas, Anja, Layla, Eva-Maria, Christoph und Marcus in der Fahrgemeinschaft zum Parkplatz Hopfeldboden nahe Neukirchen am Großvenediger. Die Autorin des Berichts war schon am Vortag auf der Kürsinger und hatte eine Trainingstour bei miesem Wetter (Graupel, Schnee und Regen) auf den Keeskogel unternommen und war dabei zufällig auf die sehr sympathische Gruppe der Sektion Ulm getroffen, die am nächsten Tag über den Nordgrat auf den Venediger gehen sollten, und wie wir später erfahren haben, auch erfolgreich nach 12h Gehzeit im Auf- und Abstieg geschafft haben.

Da der Parkplatz relativ niedrig auf 1079m liegt, gönnten wir uns den Luxus eines Hüttentaxis bis zur Postalm. Von dort ging es dann über den beschaulichen Gletscherweg mit seinen glatt polierten großen Felsen zunächst mäßig steil und dann auf einem teilweise seilversicherten steilen Steig zur Kürsinger Hütte auf 2558m, die uns am späten Nachmittag mit ihren verschiedenen mit dunklem Lärchenholz verkleideten Gebäuden und den weithin sichtbaren rotweiß gestreiften Fensterläden erwartete. In der guten Stube wurde uns dann ein feiner Nachmittagsimbiss in Form von Kaffee und Kuchen serviert. In der Hütte herrschte geschäftiges Treiben, da nicht nur wir an diesem Wochenende reserviert hatten, sondern auch die diversen Alpinschulen, die Bundeswehr und auch andere AV-Sektionen. Nachdem unser Anreisetag wettertechnisch ziemlich nass und neblig war, versprach der Sonntag hingegen Kaiserwetter. Erst am späten Nachmittag klarte es ein wenig auf, so dass wir unser großes Ziel, die weltalte Majestät, wie der Topograph und Erstbesteiger Ignaz von Kürsinger, den 3669m hohen Gletscherriesen im Obersulzbachtal im Jahr 1841 respektvoll nannte, in Augenschein nehmen konnten. Am nächsten Morgen klingelte der Wecker um 4 Uhr und wir konnten uns am reichhaltigen Frühstücksbüffet richtig stärken, bevor wir um kurz nach 5 starteten. Es war ein relativ frostiger Morgen, die Felsen waren von einer Eisglasur überzogen und am Himmel erwachte ein herrlicher wolkenloser Frühsommertag im Hochgebirge.

Am Anseilplatz auf ca. 2700m war es empfindlich kalt, so dass wir froh waren, als es dann angeseilt mit Steigeisen auf das Obersulzbachkees ging, zunächst in moderater Steigung bis auf ca. 3250m, wo dann die Steilstufe (max. 35°) zur Venedigerscharte beginnt. Oben in der Scharte auf 3400m angekommen, hieß es erstmal Pause machen, trinken, essen, eincremen und natürlich fotografieren. Die vielen Karawanen vor uns zwangen uns in die „Warteschleife“, um Gegenverkehr am Gipfelgrat zu vermeiden. Aber bei diesem stahlblauen Himmel, ja wir suchten die Wolken, fanden aber keine :-) und mittlerweile warmen Temperaturen, fiel es uns nicht schwer, das Bergpanorama zu bewundern.

Die letzten Höhenmeter zum Gipfel waren dann sehr angenehm zu gehen, auch seilfrei, weil der Grat recht breit war und eine solide Stapfspur bot, so dass auch die entgegenkommenden Seilschaften noch gefahrlos an uns vorbeigehen konnten. Noch ein paar Meter und schon waren wir oben um 09:40 Uhr, nach ca. 4,5 h Aufstieg. Dort machten wir nochmals eine ausgiebige Pause und genossen das Wahnsinnspanorama.

Der Abstieg ging dann flott, da wir trotz sommerlicher Temperaturen nicht eingesunken sind im Sulz. Die Firndecke war bis zum Anseilplatz sehr stabil und auch die Spalten waren gefüllt mit Schnee. Nur weiter unten begannen die ersten sich zu öffnen. Obwohl die Zeit schon fortgeschritten war, befanden sich immer noch zahlreiche Tourengeher im Aufstieg, teils alleine und ohne Steigeisen. Auch Skitourengeher waren noch etliche unterwegs.

 

Um kurz nach 13 Uhr erreichten wir schließlich die Kürsinger Hütte und gönnten uns Kaffee und Kuchen auf der Sonnenterrasse. Wir konnten uns nicht satt sehen an dem Gletscherpanorama, aufgereiht standen sie vor uns: Der Große Geiger, die Maurerkeesköpfe, die Schlieferspitze, die westliche Simonyspitze, die Dreiherrenspitze, das Gamspitzl. Und schon war die Idee zu einer Durchquerung geboren. Mal schauen, was Andreas für das nächste Jahr austüftelt.

Nach unserer Rast ging’s dann schnellen Schrittes in Richtung Postalm, und von dort mit dem Hüttentaxi zum Ausgangspunkt PP Hopfeldboden.

Ein herrliches Wochenende in den Hohen Tauern ging zu Ende, voll mit Eindrücken aus der Gletscherwelt.