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Hochtourenkurs auf der Oberwalderhütte

Hochtourenkurs auf der Oberwalderhütte – Der Weg zum sicheren Bewegen am Gletscher

Erfahrungen von Patrick Hutter, Kursleiter DAV Sektion Rosenheim

Ende Juni startete einer der Hochtourenkurse der DAV Sektion Rosenheim hoch oben im Großglocknergebiet – ein idealer Ort für alle, die das alpine Abenteuer mit Sicherheit und Kompetenz angehen wollen. Die Oberwalderhütte, auf knapp 3.000 Metern gelegen, war unser Basislager für fünf Tage voller spannender Erfahrungen und intensivem Lernen.

Sechs Teilnehmer – Efe, Markus, Anette, Janine, Julia und Marco – fanden sich zusammen, um sich Schritt für Schritt in den Umgang mit Gletscher, Eis und Fels einzuarbeiten. Vom ersten Aufstieg über den Materialcheck bis hin zu anspruchsvollen Technikeinheiten und der Gipfeltour war die Stimmung geprägt von Neugier, gegenseitiger Unterstützung und der Lust am Draußensein.

Tag 1 – Ankommen und erste wichtige Grundlagen

Der erste Tag begann mit dem gemeinsamen Aufstieg von der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe zur Oberwalderhütte. Die frische Bergluft, das Panorama und das Wissen um die kommende Woche sorgten für eine motivierte Atmosphäre. Nach dem Beziehen der Zimmer stand der Materialcheck im Fokus: Was muss wirklich mit, wie sieht die persönliche Ausrüstung aus?
Danach ging es zügig in die Knotenkunde. Die Teilnehmer lernten Halbmastwurf, Prusik und Gletscherknoten kennen – wichtige Werkzeuge für die Sicherheit am Berg. Besonders spannend war die erste praktische Übung: der Mannschaftszug zur Spaltenbergung. Hier wurde bereits deutlich, wie wichtig Teamarbeit und Vertrauen sind.

Tag 2 – Gipfeltour auf den Johannisberg und Spaltenselbstrettung

Das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite, sodass wir den Tag für die erste Hochtour nutzen konnten. Der Johannisberg (3.453 m) ist perfekt für Einsteiger und bot eine ideale Bühne, um die am Vortag geübten Techniken anzuwenden. Unterwegs wurde viel Wert auf Seilführung, Spurwahl und Orientierung gelegt – alles unter fachkundiger Anleitung.
Zurück an der Hütte stand die Spaltenselbstrettung an der Feuerleiter auf dem Programm. Diese Übung verlangt nicht nur Technik, sondern auch Kraft und Durchhaltevermögen – eine echte Herausforderung, die von allen mit großem Einsatz gemeistert wurde.

Tag 3 – Intensives Training direkt am Gletscher

Am dritten Tag verlegten wir das Training an den Gletscher. Hier standen Gehtechnik mit Steigeisen, Pickelhaltung, Bremsübungen bei Ausrutschern und das Bauen von Fixpunkten wie T-Ankern und Eisschrauben auf dem Programm. Dazu kamen die Varianten der Spaltenbergung – von der losen Rolle bis zur Selbstrettung. Die direkte Arbeit am Gletscher ermöglichte es den Teilnehmern, Theorie und Praxis zu verbinden und selbstbewusster im alpinen Gelände zu werden.

Tag 4 – Fels- und Seiltechnik bei wechselhaftem Wetter

Am Dienstag zwang uns die Wetterlage zur Umplanung. Statt einer weiteren Tour wurde ein Technikprogramm rund um die Hütte durchgeführt – unter anderem Abseilen, Klettern mit Steigeisen sowie der Aufstieg am Fixseil. Diese Inhalte ließen sich gut an die Gegebenheiten anpassen und boten eine sinnvolle Ergänzung zur Gletscherausbildung. Auch bei wolkenverhangenem Himmel wurde konzentriert gearbeitet und Neues dazugelernt. 

Tag 5 – Abschluss, Wiederholung und Rückweg

Am letzten Tag nutzten wir die verbleibende Zeit für eine kurze Wiederholung der wichtigsten Techniken und besprachen offene Fragen. Danach führte uns der gemeinsame Abstieg zurück zur Kaiser-Franz-Josefs-Höhe. Die Woche endete mit vielen neuen Eindrücken, wertvollen Erfahrungen und einem gestärkten Selbstvertrauen für die kommenden Touren.

Fazit

Der Grundkurs Hochtour auf der Oberwalderhütte hat gezeigt, wie wichtig es ist, Theorie und Praxis eng miteinander zu verbinden. Die Teilnehmenden konnten nicht nur Techniken wie Steigeisengehen, Spaltenbergung und Seilführung unter realen Bedingungen trainieren, sondern auch lernen, flexibel auf wechselnde Wetter- und Geländesituationen zu reagieren. Die gemeinsamen Touren und Übungen haben dazu beigetragen, Sicherheit im Umgang mit der alpinen Umgebung zu gewinnen und ein besseres Verständnis für die Herausforderungen im Hochgebirge zu entwickeln. Damit wurde eine wertvolle Grundlage geschaffen, die den Weg für eigenständige Hochtouren ebnet.

Liebe Grüße
Patrick Hutter​